Badmintongeschichte
Die Geschichte des Badminton
Aus dem Buch “The Badminton Story” von Bernard Adams.
Ursprüngliche Webseite von Dr. David Rowland (e-mail: drr@chico.ma.adfa.oz.au).Übersetzung von Gernot Egger (e-mail: h9300813@miraculix.wu-wien.ac.at).
Überarbeitet von Florian Erhard.
Aus dem Buch “The Badminton Story” von Bernard Adams.
Ursprüngliche Webseite von Dr. David Rowland (e-mail: drr@chico.ma.adfa.oz.au).Übersetzung von Gernot Egger (e-mail: h9300813@miraculix.wu-wien.ac.at).
Überarbeitet von Florian Erhard.
Teil 1: Die Anfänge
Badminton entwickelte sich aus dem antiken Spiel Federball (battledore and shuttlecock), einem Spiel, das von Erwachsenen wie auch von Kindern im antiken Griechenland, China, Japan, Indien und Siam zumindest 2000 Jahre lang gespielt wurde. Auch im Mexiko der Azteken existierten dem heutigen Badminton ähnliche Spiele. Bauern spielten es im mittelalterlichen England und im späten 16. Jahrhundert war es ein beliebtes Kinderspiel. Im Barock wurde das inzwischen unter “Battledore” oder “Jeu de volant” bekannte Spiel eine beliebte Freizeitbeschäftigung des höfischen Adels in vielen europäischen Ländern. Zwei Spieler versuchten mit einfachen Schlägern den Federball so oft wie möglich hin und her zuschlagen, ohne dass er den Boden berührt. Der Rekord unter den Mitgliedern der Somerset-Familie war 2117 Schläge im Jahr 1830 – ein einziger Ballwechsel! Königin Christine von Schweden und Friedrich Wilhelm von Preußen galten bei ihren Zeitgenossen als Meister des Spiels mit dem gefiederten Ball.
Wie sich der gefiederte “Ball” selbst entwickelte ist ein Rätsel. Eine Möglichkeit wäre, dass man einzelne Federn lagerte – vielleicht zum Schreiben oder einem anderen Zweck – indem man sie in einen Kork oder ein ähnliches Material steckte. Dann brauchte es nur noch jemanden, der dies warf oder gar nur fallen lies, um die außergewöhnlichen Flugeigenschaften dieses Federgebildes zu entdecken.
Wie sich aus diesem Federball unser Badminton entwickelt hat, ist ebenfalls ungewiss. Aber man weiß, dass Badminton seinen Namen vom “Badminton House”, der Residenz des Herzoges von Beauford in Gloucestershire (heute Avon) hat, wo eine neue Art des “Battledore” am Ende der 1850er auftaucht. Isaac Spratt, ein Spielzeughändler aus London, publizierte dazu ein Heft “Badminton Battledore – a new game” im Jahre 1860, aber leider ist kein Exemplar erhalten. Es ist auch bekannt, dass eine sehr fortschrittliche Art des Spieles von den Briten in Indien in den 1860er und 1870er gespielt wurde und dort auch die ersten Regeln verfasst wurden.
Nach den frühen 1870er Jahren wird das Bild der Badmintonentwicklung ein wenig klarer. Die Briten übernahmen in Indien die politische Führung und das Spiel wurde als Vergnügung in Freien sehr populär. Es wurde sogar so beliebt, dass die Kirchenführer dieser Zeit begannen, das Spiel als Bedrohung der Sonntagsmesse zu sehen!
Die ersten Regeln wurden in Poona im Jahre 1873 verfasst, aber das Spiel entwickelte sich in Indien mehr als soziale Freizeitbeschäftigung, denn als Wettbewerbssport in der Halle. Auch in England war es in den ersten zwei Dekaden mehr gesellschaftliches Gartenspiel. Die rohe aber amüsante Form des Badminton, auch als “Schlagen und Brüllen” bekannt, war die dominante Form in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Eine frühe Form der Regeln wurde 1883 in einem dünnen Heft mit dem Namen “Lawn Tennis, Croquet, Racquets, etc.” veröffentlicht. Eines der “et ceteras” besteht aus zehn Seiten, die dem Badminton gewidmet sind und die der Autor als “Rasentennis gespielt mit Federbällen anstelle von Bällen” bezeichnet.
Ein ernsthafteres Badminton entwickelte sich nach und nach, als viele der indischen Veteranen nach England zurückkehrten und ein Offiziers-Club in Folkestone 1875 gegründet wurde. J.H.E. Hart war einer der Pioniere in Indien und als er nach England zurückkam, spielte er eine wichtige Rolle bei der Erstellung der Regeln. Er überarbeitete die Regeln 1887 und nochmals 1890 unter Mitarbeit vom Bagnel Wild.
Die ersten Clubs der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstanden hauptsächlich in den Kurorten Südenglands, aber es gab noch viele Hindernisse um zufriedenstellende Wettbewerbe untereinander zu spielen: die Vereine hatten alle ihre eigenen Regeln und es gab Unterschiede in der Courtgröße (z.B. spielte Ealing auf einem Platz etwa eineinhalb mal so groß wie ein heutiger Platz!). Einzelspiele wurden als egoistisch eingestuft und nicht alle Vereine spielten Doppel – einige spielten “Trebles” und “Quadruples”.
Um einen Teil der Widersprüchlichkeiten auszuräumen, wurde ein Treffen in Southsea in Hampshire 1893 organisiert und die “Badminton Association” wurde von den Vertretern von 14 Vereinen gegründet, die gemeinsamen Regeln zustimmten. Badminton wurde flügge und es wurde Zeit für unser heutiges Badminton.
Teil 2: Badminton wird erwachsen – einige Schnappschüsse aus der Zeit …
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Vereine im Vereinigten Königreich um mehr als das Zehnfache: die Zeit Edwards war eine glückliche Zeit für Badminton.
In der Mitte der 20er schlug das organisierte Badminton Wurzeln in Nordeuropa, Nordamerika und im Osten. Aber es war Dänemark und Kanada, wo das Spiel seine größten Fortschritte machte. Die Dänen machten es zu ihrem nationalen Wintersport.
Um 1935 begann Badminton in den USA erstmals große Menschenmassen zu begeistern. 1937 wurden die ersten “US National Championships” abgehalten.
Die IBF (International Badminton Federation) wurde im Juli 1934 von den Nationen England, Wales, Irland, Schottland, Dänemark, Holland, Kanada, Neuseeland und Frankreich gegründet. Indien wurde 1936 der IBF angegliedert.
In den frühen 30ern wurde Badminton – gespielt hauptsächlich im Freien – in Malaysia sehr populär und die “Malay Badminton Association” 1934 gegründet.
1937 fand Devlin, daß die australischen Badmintonspieler zwar ein großartiges taktisches Können hatten, aber nur eine begrenzte Schlagtechnik. Er meinte, dass dies von der Rasentennis-Erfahrung vieler Spieler kam.
1949 wurde der erste “World (Thomas) Cup” für Männerteams gespielt. Die Malaien schlugen Dänemark mit 8:1. Dies war das letzte Mal bevor Indonesien die dominierende Mannschaft wurde.
Mitte der 50er begann der Wettbewerb von Damenteams mit der Einführung des Uber-Cup. Die USA gewannen den ersten Uber-Cup in der Saison 1956/57 mit einem 6:1 Erfolg über Dänemark. Noch zwei Mal gewannen die USA den Uber-Cup bevor sie 1966 gegen Japan verloren. In den folgenden Jahren gewann Japan den Uber-Cup vier Mal und Indonesien einmal.
Bei einer Tour nach Dänemark gewannen die Chinesen gegen Dänemark 1965 und besiegten 1974 bei den Asienspielen in Teheran Indonesien.
Ende 1977 sollte auch China in die IBF aufgenommen werden, was jedoch an politischen Hindernissen scheiterte. Das führte dazu, dass China und andere Verbände aus der Dritten Welt im Jahr 1978 einen zweiten Weltverband, die World Badminton Federation (WBF), gründeten. Nach längeren Verhandlungen erfolgte im Mai 1981 die Vereinigung der rivalisierenden Verbände unter der Flagge der IBF.
1979 führte die IBF den Status des “Lizenzspielers” (d.h. des Profis) ein und gestattete die Abhaltung “offener” Turniere, an denen sowohl Amateure als auch Profis teilnehmen konnten. Weitere Meilensteine auf dem Weg zur professionellen Weltsportart waren die Dotierung der größeren Turniere mit Geldpreisen und die Einführung eines Grand Prix, der alle wichtigen Veranstaltungen in Europa, Asien und Nordamerika umfasst.
Ein Meilenstein für Badminton war 1979 das erste offene und gänzlich professionelle Turnier in der Albert Hall in London.
1992 wurde Badminton offiziell olympischer Sport bei den XXV. Olympischen Spielen in Barcelona (Spanien). Die Entscheidung wurde am 5. Juni 1985 getroffen, als die IBF mit ihren damals 114 Mitgliedern als weltweite Vertretung anerkannt wurde. Zuvor war Badminton bereits 1972 und 1988 als Demonstrationssportart bei den Olympischen Spielen in München bzw. Seoul vorgestellt worden. Die Athleten spielten in Barcelona Damen- und Herreneinzel, sowie Damen- und Herrendoppel. Das Mixed wurde bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta (USA) ebenfalls olympisch.
Die Premiere bei Olympia wurde zum Fest für Indonesien, das fünf Medaillen gewann. Malaysia gewann eine Medaille. Keines dieser Länder hat zuvor je eine Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen.
Teil 3: Was ist los im Städtchen Badminton?
Wer war schon mal in Badminton (England) und weiß, ob es sich lohnt, diesen für unseren Sport interessanten Ort aufzusuchen? Die englische Bevölkerung kennt den Ort Badminton in der Grafschaft Gloucestershire durch dort stattfindende Pferderennen, nicht aber durch das Federballspiel. Es ist schwierig einen Ansprechpartner zu finden. Eine Institution schickte aber sehr schnell Infomaterial. Dennoch keine Antwort auf die Frage, ob in dem Ort Badminton (es gibt übrigens ein Little und ein Great Badminton) etwas über unsere Sportart zu sehen ist.
Teil 4: Folgendes ist bemerkenswert:
Es stimmt, dass es im Ort Badminton keinen Hinweis auf unsere Sportart gibt (Vielleicht ist dort bis heute niemals Badminton gespielt worden?!).
Der Ort, wo in England zuerst Federball gespielt wurde, ist Gloucester (dort ist auch der Sitz der IBF, der International Badminton Federation).
In Gloucester residierte um 1860 der “Duke of Beaufort”, dessen Töchter in der großen Halle des “Badminton-House” Federball oder wie es damals hieß, “Battledore and Shuttlecock” spielten.
Später schließlich wurde diese Sportart einfach Badminton genannt, weil sie für längere Zeit in der großen Halle des “Badminton-House” betrieben wurde.
Wer also etwas über die Geschichte des Badminton sehen möchte, muss in die Grafschaft Gloucestershire in England reisen und die große Halle des “Badminton-House” aufsuchen, wo zu bestimmten Zeiten – wie aus unbestätigten Quellen zu hören war – auch Führungen stattfinden sollen.